Was macht kleinere Unternehmen erfolgreich?

Kleinere und mittlere Unternehmen stellen die überwältigende Mehrheit der Unternehmen in Europa dar. Laut der Webseite Mittelstands-Wiki machen diese Unternehmen über neunundneunzig Prozent der Unternehmen in Europa aus.

Damit ist nicht nur der Europäischen Union sondern auch ihren einzelnen Mitgliedstaaten klar, dass eine vernünftige Wirtschaftspolitik gerade auf die Bedürfnisse und Anforderungen solcher Unternehmen eingehen muss, wenn sie die vitalsten und vielseitigsten Bereiche ihrer Wirtschaftskraft erhalten möchte.

Welchen Einfluss hat die Größe eines Unternehmens auf den Erfolg?
In den Seiten der Wirtschaftszeitungen und in den Nachrichten liest und hört man meist nur von den großen Unternehmen wie Daimler Benz oder BASF. Aber es ist der Mittelstand, der in Europa – und ganz besonders in Deutschland – über die Grenzen hinaus wirtschaftliche Erfolge verbucht.

Um erst einmal zu klären, von wem hier geredet wird: Den alten Begriff mittelständisches Unternehmen hat das Label Kleinere und Mittlere Unternehmen abgelöst – kurz auch KMU genannt. Bei kleineren Unternehmen liegt die Belegschaft zwischen 10 und 50 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und der Umsatz beträgt bis zu 10 Millionen Euro, bei mittleren Unternehmen sind es zwischen 50 und 250 Mitarbeitern und bis zu 50 Millionen Umsatz. Um als KMU qualifiziert zu werden, muss ein Unternehmen auch selbständig agieren, d.h. es darf nicht eine Tochter eines anderen Unternehmens o. ä. sein.

Fragt man sich, was ein KMU im Vergleich zu einem großen Unternehmen hat, so verzeichnet man auf der Haben-Seite Dinge wie:

  • persönliche Beziehung zu Mitarbeitern & Kunden
  • klassische Traditionsbetriebe oder absolute Newcomer
  • Spezialisierung
  • Marktnischenführer

Spezialisierung und Marktnischen
Die wichtigste Aufgabe und der größte Trumpf der KMU liegen eindeutig in der Möglichkeit, sich in ihrem Bereich zu spezialisieren und sich in einer Marknische als wichtiger Player national und international zu etablieren.

Vorausgehen muss dem natürlich eine Phase der umfassenden und sorgfältigen Marktforschung und Produktentwicklung, wenn es darum geht sich als Firma neu zu lancieren oder auch nur ein neues Produkt in den Produktkatalog aufzunehmen oder eine neue Dienstleistung anzubieten. Firmenintern muss eine Kapazitätsbedarf-Analyse gemacht werden. Sollten die vorhandenen Kapazitäten den Bedarf nicht decken, muss entsprechend aufgestockt werden. Dies ist, nebenbei gesagt, die größte Falle für ein KMU (und auch ein großes Unternehmen): sich zu übernehmen und das vorhandene Humankapital über die Maßen zu belasten und Produktionsbedarf und Vertrieb nicht abzudecken. Abgesehen von einer steigenden Unzufriedenheit unter den Angestellten kann hier die Kapitaldecke auch rasch dünn werden. Neue Produkte brauchen immer Zeit, um sich durchzusetzen.

Fallbeispiele
Die Firma Magus Vision aus Ditzingen hat mit ihrem Produkt Magicfloor beispielsweise ein einzigartiges Produkt entwickelt, das international für Kunden maßgeschneidert vertrieben wird: in den Boden eingelassene Fenster lassen einen wie über Wasser laufen. Jede Montage ist ein Unikat, entwickelt mit dem Kunden nach dessen Wünschen. Magus Vision hat sich für die Produktentwicklung zehn Jahre Zeit genommen und es dann 2009 so erfolgreich lanciert, dass es 2012 den GlobalConnect Award für Newcomer erholt.

Zwei Jahre zuvor holte sich ein seit 1622 und nun in der elften Generation tätige Firma Nestle mit neuen Ideen für Fenster und Glastüren den gleichen Preis. Innerhalb von drei Jahren hat es seinen Exportanteil auf 15 Prozent ausbauen nicht zuletzt wegen der von Kunden überaus geschätzten Flexibilität in punkto Technik und Organisation.